„In unserer alternden Gesellschaft nehmen Demenz-Erkrankungen massiv zu und werden, aufgrund der steigenden Lebenserwartung, weiter dramatisch ansteigen“, sagt Prof. Dr. Haass, international renommierter Alzheimer-Forscher des Adolf-Butenandt-Institutes der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und Sprecher des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in München. Bereits jetzt leben in Deutschland weit über 1.2 Millionen Patienten mit Alzheimer, einer schweren degenerativen Krankheit, die das Nervensystem befällt und von Alois Alzheimer 1906 erstmals beschrieben wurde. Experten gehen sogar davon aus, dass bis zum Jahr 2030 die Zahl der Erkrankten um 60 Prozent ansteigen wird.
Bisher gibt es leider keine Möglichkeit, die Krankheit zu verhindern oder deren Verlauf wenigstens zu verlangsamen. Deshalb wird weltweit fieberhaft versucht, die Mechanismen dieser Erkrankung zu entschlüsseln. Bereits heute weiß man, wie es zu der Alzheimer-typischen Zerstörung von Gehirnzellen kommt und welche Gene dafür verantwortlich sind. Das Amyloid, ein giftiges Eiweiß, spielt bei der Alzheimer- Erkrankung eine sehr große Rolle. Durch Enzyme, die ähnlich einer Schere arbeiten, wird es aus größeren Proteinen herausgeschnitten und lagert sich dann im Gehirn ab, was zur Schädigung von Nervenzellen und schweren intellektuellen Ausfällen führt.
Erstaunlich ist, dass selbst bei völlig gesunden Menschen diese Enzyme, die bei der Alzheimer-Erkrankung eine so wichtige Rolle spielen, auch aktiv sind; ein ganzes Leben lang. "Das macht es so schwer, gezielt einzugreifen und die Krankheit zu heilen", so Prof. Haass. "Wahrscheinlich trägt ein jeder von uns eine tickende Zeitbombe in sich, da bereits im jugendlichen Alter der Grundstein für die spätere Erkrankung mit Alzheimer gelegt wird. Gelänge es, diese Enzymaktivität selektiv zu hemmen, könnte man vielleicht auch den Ausbruch der Krankheit verhindern; denn ist man einmal erkrankt, kann man das Sterben im Kopf nicht rückgängig machen."
Prof. Christian Haass, der durch seine molekular- und zellbiologischen Arbeiten das wissenschaftliche Gebiet der Neurodegeneration in Deutschland an die internationale Spitze gebracht hat, wird in seinem Vortrag auf die Ursachen und Folgen von Alzheimer-Demenz eingehen und derzeit mögliche Therapieansätze diskutieren. Der Vortrag findet im Rahmen der öffentlichen Vortragsreihe "Noble Gespräche" statt. "Hauptanliegen dieser zweimal im Jahr durchgeführten Vortrags-Reihe ist es, der interessierten Öffentlichkeit aktuelle naturwissenschaftliche Themen allgemeinverständlich zu präsentieren und neueste Forschungsergebnisse vorzustellen", so der Vorstandsvorsitzende des Beutenberg-Campus Jena e.V., Prof. Dr. Hartmut Bartelt.
Zu den bisherigen Referenten zählten, neben zahlreichen namhaften Wissenschaftlern, auch Nobelpreisträger. "Bitte merken Sie sich schon jetzt den 24. November 2011 vor, denn dann werden wir den Nobelpreisträger Prof. Dr. Dr. h.c. Erwin Neher vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen hier bei uns zu Gast haben", informiert Prof. Bartelt. Er wird einen Vortrag zum Thema "Hirnsignale: Welche Signale sieht und verarbeitet unser Gehirn?" halten.
Zu den "Noblen Gesprächen" wird die Öffentlichkeit ganz herzlich am 14. April 2011 um 17.00 Uhr (Einlass ab 16.30 Uhr) in den Hörsaal des Abbe-Zentrums am Beutenberg, Hans-Knöll-Straße 1, eingeladen. Der Besuch der Veranstaltung ist kostenlos. Parkplätze stehen unterhalb des Abbe-Zentrums zur Verfügung. Informationen unter www.beutenberg.de.
Diese Veranstaltung wird aus Mitteln des Thüringer Kultusministeriums unter dem Förderkennzeichen B 514 100 57 gefördert.
Kontakt:
Dr. Kerstin Wagner
Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI)
Beutenbergstr. 11, 07745 Jena
Tel.: 03641-656371, Fax: 03641-656335
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