Warum altern wir?
Altern ist kein plötzliches Ereignis, sondern ein biologischer Prozess, der uns das ganze Leben begleitet - von der Geburt bis zum Tod. Durch die medizinischen Fortschritte und die Verbesserung der hygienischen Bedingungen hat sich die Lebenserwartung von uns Menschen in den letzten 120 Jahren fast verdoppelt. Gleichzeitig nehmen damit aber auch Anzahl und Schwere von Alterserkrankungen zu.
Jeder biologische Organismus altert. Aber: Warum ist das so? Hat das Altern einen "biologischen Sinn"? Experten sind sich über die Beantwortung dieser Fragen uneinig. Trotzdem gibt es bereits viele Erkenntnisse und Theorien, dass sowohl interne und externe Faktoren eine entscheidende Rolle beim Altern spielen. Einige dieser Theorien möchten wir hier vorstellen.
Warum altern wir?
Christoph Englert im Interview mit Deutsche Welle (Dezember 2015)
Eine der Theorien besagt, dass die ältere Generation irgendwann Platz für die jüngere Generation machen muss, denn neue Generationen sind in der Regel anpassungsfähiger und können sich auf veränderte Umweltbedingungen besser einstellen.
Eine andere Theorie geht davon aus, dass die Summe der während des Lebens auf den Körper einwirkenden äußeren Einflüsse, wie UV-Strahlung, freie Radikale oder Umweltgifte, zu Verschleiß- und Vergiftungserscheinungen im Körper führen.
Weiterhin wird angenommen, dass die einzelnen Zell- und Gewebebestandteile im Laufe der Zeit ihre Funktionsfähigkeit einbüßen und es deshalb zur verringerten Belastbarkeit einzelner Gewebe kommt, die zu Beeinträchtigungen der Zellfunktion führen. Ob die beobachteten Veränderungen der DNA, welche die gesamte Erbinformation eines Menschen enthält, Ursache oder Folgen des Alterns sind, ist noch unklar.
Andere Theorien gehen davon aus, dass das Altern und letztendlich der Tod im "genetischen Programm" jeder Zelle fest verankert sind und daher nur in vorbestimmter, festgelegter Weise ablaufen. Unter anderem haben genetische Veranlagungen einen Einfluss auf den Alternsprozess. Wie hoch dieser ist, ist bisher umstritten. Einige Theorien gehen von etwa 30 Prozent aus, andere Studien sprechen gar von 70 Prozent. Fest steht, dass eine hohe Lebenserwartung teilweise vererbt werden kann.
In jedem Lebewesen laufen biochemische Vorgänge ab, die die Folge von Umwandlungs-, Abbau- und Aufbauprozessen sind. Ihr Ziel besteht in der Energiegewinnung für den Körper. Aus den Abbauprozessen bleiben freie Radikale zurück, die den Körper schädigen können. Eine ebenso große Rolle wie die Biochemie spielt der Hormonhaushalt des Einzelnen. Jeder Mensch macht bestimmte Phasen der Hormonumstellung durch, z.B. Pubertät, Schwangerschaft, Wechseljahre. Auch Krankheiten können eine Hormonumstellung bewirken.
Eine weitere Ursache für das Altern ist der individuelle Lebensstil des Einzelnen. Dabei spielen Ess- und Trinkgewohnheiten eine ebenso große Rolle wie der Schlafrhythmus, Rauchgewohnheiten sowie beruflicher und privater Stress. Unser Körper hat ein extrem gutes "Gedächtnis" für die kleinen und großen "Sünden" des Lebens. Sie werden gespeichert, und mit zunehmendem Alter zeigen sie sich dann in Form von Krankheiten und vorzeitigem Altern. Verhindern kann man das, indem man ganz bestimmte äußere Einflüsse vermeidet oder zumindest auf ein Minimum reduziert.
Was können wir gegen das Altern tun?
Gegen das Altern als solches können wir nichts tun, außer ihm seine positiven Seiten abzugewinnen. Schließlich ist alt zu werden die einzige Möglichkeit, ein langes Leben zu führen, wie Daniel Francois Esprit Auber, französischer Komponist, es auf den Punkt bringt. Mit dem Altern wächst ja auch der wertvolle Erfahrungsschatz des Lebens. Wichtig ist, dass die Gesundheitsspanne im Alter möglichst groß ist, damit ältere Menschen lange aktiv am Leben teilhaben können.
Auch wenn ein Teil der Alternsphänomene vermutlich genetischen Ursprungs ist, kann man viel für den Erhalt der Gesundheit im Alter tun. Neben der richtigen Ernährung kommt es auch auf eine ausreichende Bewegung an. Regelmäßig betriebener Sport unter moderater Belastung hilft dem Körper beim Stressabbau und verringert die Entstehung freier Radikale. Durch die zusätzliche Aktivierung des Immunsystems lassen sich Alternsprozesse noch effektiver verlangsamen.
Sport stärkt nicht nur die Muskulatur, sondern fördert die Versorgung der Haut mit lebenswichtigen Nährstoffen. Sportler besitzen im Allgemeinen eine besonders elastische Haut. Wer auch im Alter regelmäßig Sport treibt, ist in der Lage, typische körperliche und geistige Alterserscheinungen weiter hinauszuzögern.
Darüber hinaus kann man versuchen, sich möglichst keinen schädlichen äußeren Einflüssen wie UV-Strahlung auszusetzen, sich gesund und niedrigkalorisch zu ernähren und Körpergifte wie Alkohol oder Nikotin zu vermeiden.