Jena. „Ich war das Versuchskaninchen“, scherzt Hakar Aliyas über sein Praktikum in den Niederlanden. Drei Wochen lang war der angehende Biologielaborant bei einem Kooperationspartner seiner Ausbildungsstätte, dem Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) Jena. Genauer gesagt im ERIBA Groningen (European Research Institute for the Biology of Ageing) und dort in der Arbeitsgruppe von Dr. Cornelis F. Calkhoven, einem ehemaligen Gruppenleiter des FLI. „Das Praktikum hat mir viel gebracht, sowohl fachlich als auch sozial“, erklärt der Auszubildende. „Ich konnte selbstständig mit verschiedenen Methoden an Brustkrebszellen arbeiten, Eigenverantwortung lernen, wurde voll ins Team integriert und hervorragend betreut, habe die ganze Zeit Englisch gesprochen und hatte viel Spaß.“
Doch der Reihe nach: Hakar Aliyas ist der erste Auszubildende zum Biologielaborant, welchem das FLI ermöglichte, während seiner Ausbildung zum Biologielaboranten ein Praktikum im Ausland zu absolvieren – aufgrund seiner sehr guten Leistungen in der Ausbildung und seines eigenen Wunsches. Über diesen sprach er im letzten Jahr mit seinem Ausbilder Tom Hünniger (Technischer Assistent der Gruppe von Eyß). Daraufhin wurde in Zusammenarbeit mit der Personalabteilung der Kontakt zu Dr. Calkhoven hergestellt. Dieser war sofort bereit, das Praktikum in seiner Gruppe zu ermöglichen, da er noch gute Erinnerungen an die Ausbildung der Biologielaboranten aus seiner Zeit am FLI hatte. Eine Förderung über das Lift-Projekt im Rahmen des EU-Programm Erasmus+, die einen Großteil der Kosten für Unterkunft, Fahrt und Versicherung abdeckte, ermöglichte schließlich sogar ein drei- statt eines ursprünglich geplanten zweiwöchigen Praktikums.
Der Unterschied zum FLI sei im ERIBA gar nicht so groß gewesen, erzählt Hakar Aliyas. „Die Methoden waren ein bisschen anders, auch die Strukturen und der Arbeitsschutz.“ Er habe sich am ERIBA und in der Stadt sehr wohl gefühlt, sich Sehenswürdigkeiten wie das Forum Groningen, einer Art Kulturzentrum („Dort hat man eine tolle Aussicht auf die Stadt.“), und den Fischmarkt angeschaut. Außerdem hat er während seiner Praktikumszeit das Musikfestival eurosonic miterlebt und die Spezialität „Groninger Senfsuppe“ probiert und für gut befunden. Gefallen habe ihm zudem, dass die Leute in Groningen so offen, freundlich, hilfsbereit und die Atmosphäre so international seien, so Hakar Aliyas. „Mit seinen Kanälen hat Groningen das Flair einer Hafenstadt“, schwärmt der aus Syrien stammende Kurde, der seit 2017 in Apolda lebt.
Zurück am FLI berichtete der Auszubildende im dritten Lehrjahr über seine Praktikumserfahrungen in einem Vortrag vor anderen Auszubildenden und Ausbildern. Sein Fazit: „Ich kann so ein Praktikum auf jeden Fall allen Auszubildenden weiterempfehlen.“ Hakar Aliyas freute sich über das positive Feedback auf seine Präsentation. Er ist sehr dankbar dafür,
dass er diese Möglichkeit des „Blicks über den Tellerrand“ vom FLI erhalten hat. „Überhaupt habe ich es mit der Ausbildung am Institut sehr gut getroffen“, konstatiert er. In den 3,5 Jahren der Ausbildung werde er bestens vorbereitet für den Beruf des Biologielaboranten. Am Institut konnte Hakar Aliyas bereits in vier Forschungsgruppen Praxiserfahrungen sammeln. Nun arbeitet er in der Forschungsgruppe „Mikrobiom beim Schlaganfall und Altern“ von Katarzyna Winek, in der er bis zu seinem Abschluss in einem Jahr ausgebildet wird.