Jena. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind für die psychische Gesundheit bestimmte Fähigkeiten, wie die Selbstreflexion und Selbstidentität, von großer Bedeutung. Diese so genannten Lebenskompetenzen haben sich in Forschung und Praxis als besonders relevant für die psychische Gesundheit von älteren Menschen erwiesen. Doch mit dem Altern verändert sich auch die psychische Gesundheit. Eine positive Nachricht dabei ist, dass trotz nachlassender körperlicher Vitalität, der Abnahme der fluiden Intelligenz und kleiner werdender sozialer Netzwerke schwere depressive Erkrankungen im Alter nicht häufiger vorkommen. Gerade „junge Alte“ sind oft mit ihrem Leben zufriedener als junge Erwachsene. Negativ hingegen ist, dass im Altersverlauf Demenzerkrankungen deutlich zunehmen und sich auch die Suizidrate erhöht. Doch wie verändert sich die psychische Gesundheit im Alter? Welche Einflussgrößen gibt es und kann man sie im Alter bewusst fördern? Diese und weitere spannende Fragen werden im Rahmen der nächsten Veranstaltung der öffentlichen Vortragsreihe „Science & Society“ (Zoom-Meeting) näher diskutiert.
Frau Prof. Eva-Marie Kessler (MSB Medical School Berlin, Hochschule für Gesundheit und Medizin) erläutert in ihrem Vortrag „Psychische Gesundheit im Alter – Gute und schlechte Nachrichten“ wichtige Einflussgrößen auf die psychische Gesundheit und stellt die Wirksamkeit psychotherapeutischer Ansätze vor, um kognitive, affektive und sozial-kommunikative Ressourcen bei Menschen mit Demenz zu fördern. Denn, obwohl die Wirksamkeit psychotherapeutischer Ansätze, wie beispielsweise der Lebensrückblicktherapie oder der Kognitiven Stimulationstherapie - entgegen gängiger Vorurteile - sehr gut belegt ist, sind ältere Menschen mit psychischen Erkrankungen in der Gesundheitsversorgung oft äußerst schlecht versorgt.
Für die Gerontopsychologin besteht die Prävention und Gesundheitsförderung im Bereich des psychischen Alterns im Kern darin, das kulturelle „Hinterherhinken“ hinter den vielfältigen Potentialen dieser Lebensphase, was in sämtlichen gesellschaftlichen Bereichen zu beobachten ist, zu überwinden. Eng damit verbunden ist die notwendige Absage an die kulturell tief verankerte Auffassung, dass das Leben im höheren Lebensalter weniger wertvoll ist als in anderen Lebensphasen.
Die Beschreibung konkreter Therapiesituationen im Vortrag erlaubt dabei einen anschaulichen Einblick in die Entwicklungspotentiale im Alter, selbst beim Vorliegen psychischer Erkrankungen. Denn für das Lernen und sich (Weiter)Entwickeln gibt es keine Altersgrenze; bis ins hohe Alter kann man Kompetenzen entwickeln und stärken.
Die Referentin
Prof. Dr. Kessler ist seit 2015 Professorin für Gerontopsychologie an der MSB Medical School Berlin, wo sie auch das Amt der Prorektorin für Interdisziplinarität und Wissenstransfer innehat. Sie ist Psychologische Psychotherapeutin und Leiterin des Spezialbereichs „Psychotherapie im Alter“ an der MSB Hochschulambulanz. 2006 promovierte sie an der Jacobs University Bremen. Für ihre Habilitation im Jahr 2014 an der Universität Heidelberg wurde sie mit dem Margret-und-Paul-Baltes-Preis der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie ausgezeichnet. Aktuell ist sie Koordinatorin der Interessengruppe „Klinische Gerontopsychologie und Psychotherapie im höheren Lebensalter“ der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs).
Zu den Forschungsschwerpunkten von Prof. Kessler gehören: Psychische Gesundheit und Wohlbefinden im Alter, Altersbezogene Stereotype, Einstellungen und Diskriminierung sowie die psychologischen Potentiale von Generationenbeziehungen. In ihrem aktuellen, vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderten Projekt „Age_ISM - Altersbilder und Diskriminierung“ befragt sie bevölkerungsrepräsentativ 2.000 Personen ab 16 Jahren zu ihren Einstellungen gegenüber älteren Menschen und dem Älterwerden.
Öffentliche Vortragsreihe „Science & Society“
Die zweimal jährlich stattfindende öffentliche Vortragsreihe „Science & Society“ erweitert die in Jena betriebene naturwissenschaftlich-medizinische Grundlagenforschung zum Altern um gesellschaftliche und soziale Aspekte und wird vom Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) und dem Leibniz-Forschungsverbund Healthy Ageing zusammen mit dem Beutenberg-Campus Jena e.V. organisiert.
Zu der Veranstaltung sind alle Interessenten herzlich eingeladen.
REGISTRIERUNG
Der „Science & Society“-Vortrag findet online via Zoom-Meeting statt (Beginn: 16.00 Uhr).
Sie können sich unter folgendem Link registrieren:
Zoom Meeting
Meeting ID: 941 0848 6852
Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!
Kontakt
Dr. Kerstin Wagner
'Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 03641-656378, E-Mail: presse@~@leibniz-fli.de