Prof. Detlef Weigel gilt als „Grenzgänger“ zwischen den Fachgebieten der Biologie. Seine Forschungsschwerpunkte bewegen sich an den Schnittstellen von Entwicklungsbiologie und Evolutionsforschung und streifen dabei auch die Klimaforschung. Er untersuchte schon seit langem die genetische Variation bei Pflanzen und erforscht heute, wie sich Pflanzen kurz- und langfristig an eine sich ständig ändernde Umgebung anpassen können. Seine frühen Arbeiten zur Regulation des Blühzeitpunktes und der Rolle von MicroRNAs bei der Entwicklung sowie seine Studien zur Anpassungsfähigkeit von Pflanzenarten sind sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die Pflanzenzüchtung bis hin zur Klimaforschung von großer Relevanz.
Weigel stellt in seinem Vortrag mit dem Titel „Klima im Wandel – Pflanzen im Wandel“ die Frage, was die zurzeit dramatische Veränderung des Weltklimas für wilde Pflanzen und Tiere bedeutet. Haben diese überhaupt eine Chance, sich in kürzester Zeit an die veränderten Umweltbedingungen anzupassen? Er wird zuerst Grundlagen der Evolutionsforschung beschreiben, darunter warum es bei der Evolution immer um Kompromisse geht, um widersprüchlichen Anforderungen gerecht zu werden. Anschließend wird er auf seine eigenen Arbeiten eingehen und diskutieren, wie sich vorhersagen lässt, ob und wie Pflanzen in einem zukünftigen Klima überleben können. Sein wichtiges Fazit ist, dass Arten nicht als eine starre Einheit betrachtet werden dürfen, sondern dass ihrer genetischen Vielfalt – und den Grenzen der innerartlichen Vielfalt – Rechnung getragen werden muss.
Detlef Weigel wurde 1961 in Prisser in Niedersachsen geboren und ist ein renommierter deutsch-amerikanischer Wissenschaftler, der seit 2001 Direktor am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen ist. Er studierte Biologie und Chemie an den Universitäten Bielefeld und Köln und promovierte 1988 am Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie in Tübingen. Anschließend war er zuerst als Postdoktorand am California Institute of Technology (Caltech) und danach ab 1993 als Professor am Salk Institute for Biological Studies in La Jolla. Er ist Mitglied der US National Academy of Sciences, der Deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Royal Society. Seine Arbeiten sind mit zahlreichen nationalen und internationalen Auszeichnungen gewürdigt worden, darunter u. a. schon 2007 mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, 2016 mit der Genetics Society of America Medaille für besondere Verdienste um die Genetik und gerade erst im März 2019 mit dem Barbara McClintock Prize for Plant Genetics and Genome Studies.
Er zählt zu den weltweit am meisten zitierten Grundlagenforschern in der Pflanzenbiologie. Er setzt sich durch seine Mitarbeit in wissenschaftlichen Beiräten und bei der Herausgabe wissenschaftlicher Zeitschriften vielseitig für die Wissenschaft ein. Darüber hinaus ist er Mitbegründer von mehreren Biotech-Startups und steht der Industrie beratend zur Seite.
Im Rahmen der „Noblen Gespräche“ werden die diesjährigen Wissenschaftspreise „Lebenswissenschaften und Physik“ des Beutenberg-Campus Jena e.V. an die beiden jungen erfolgreichen Nachwuchswissenschaftler Dr. Pierre Stallforth vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut und Dr. Alessandro Ori vom Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut verliehen. Dr. Susanne Ackermann vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut wird für ihre hervorragende Dissertation ausgezeichnet. Die Preise sind mit jeweils 1000 Euro dotiert.
Zu den „Noblen Gesprächen“ sind alle Interessierten am Donnerstag, den 16. Mai 2019 um 17:00 Uhr (Einlass ab 16:30 Uhr) ganz herzlich in den Hörsaal des Abbe-Zentrums am Beutenberg, Hans-Knöll-Straße 1, 07745 Jena eingeladen. Der Vortrag wird auf Deutsch gehalten und der Eintritt ist frei.
Kostenlose Parkplätze stehen unterhalb des Abbe-Zentrums zur Verfügung. Bitte nutzen Sie auch die öffentlichen Verkehrsmittel.