„Ich habe einen krummen Finger, genau wie mein Papa“, erzählte Kim und war damit mittendrin im Thema Vererbung. Kim ist sechs Jahre alt und eines von elf Vorschulkindern der Bilingualen Integrativen Kita BILLY des Quer-Wege e.V., die in dieser Woche für einen Forschertag vom Leibniz Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut (FLI) eingeladen wurden.
Prof. Christoph Englert hat ihnen zu Beginn erklärt, was Vererbung bedeutet und Gene damit zu tun haben, dass Tätowierungen nicht und krumme Finger manchmal schon vererbt werden. Englert ist Professor für Molekulargenetik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und leitet am FLI eine Forschungsgruppe, die untersucht, wie Gene die Organentwicklung steuern und Genmutationen zu Krankheiten führen können. „Vorschulkinder sind heute zum ersten Mal im Institut zu Gast“, so Englert. „Spannender Biologieunterricht kann nicht früh genug anfangen und ich freue mich, dass wir auch Sechsjährigen spannend vermitteln können, was Vererbung ist.“
Gemeinsam mit Prof. Englert, seinen Technischen Assistentinnen und einer Diplomandin haben die Kinder eine kleine Forschungsreise durch die Labore am Beutenberg Campus unternommen. An der ersten Mikroskopstation beobachten sie die Entwicklung des afrikanischen Prachtgrundkärpflings – ein Fisch mit maximal drei Monaten Lebenserwartung, an dem die Wissenschaftler Gene erforschen, die den Alterungsprozess kontrollieren. Bei der Mäusefamilie mit schwarzem Papa und grauer Mama erkannten die jungen Kita-Forscher, dass die schwarzen Mäusebabys ihr Fell vom Vater und die grauen ihres von der Mutter geerbt haben. Und im abgedunkelten Labor leuchteten unter dem Mikroskop Zebrafische mit fluoreszierenden Augen, Kiemen und Nieren, mit denen die Wissenschaftler Organentwicklung und –krankheiten erforschen.
„Unsere Kita liegt in Sichtweite vom Beutenberg-Campus entfernt und einige Eltern arbeiten auch in den Instituten“, so Steffen Landeck, Pädagoge in der Kita. „Mit dem Besuch im FLI können wir den Kindern direkt zeigen, was Wissenschaft ist, merken, dass manche schon richtig viel wissen und sogar mit Professor Englert diskutieren, ob Menschen auch aus Eiern schlüpfen oder nicht.“
Die Mitarbeiter des Instituts staunten am Anfang noch über die kleinen Gäste, die über die Gänge liefen. Vielleicht wird demnächst öfter schon der jüngste Wissenschaftsnachwuchs am Beutenberg auftauchen, denn eine gute Zusammenarbeit mit Jenaer Kitas wie der Bilingualen Kita BILLY ist für die Forschungsinstitute sehr wichtig. Für Forscher ist Jena nicht nur als Wissenschaftsstandort interessant, sondern auch als familienfreundliche Stadt mit einem guten Umfeld für Eltern und Kinder. Das Unternehmen Carl-Zeiss hat dies bereits erkannt und den Forschertag mit zwei Leih-Mikroskopen unterstützt.