Die Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) beteiligt sich mit drei Anträgen für Exzellenzcluster an der „Exzellenzstrategie“, die vom Wissenschaftsrat und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) durchgeführt werden. An diesem – früher „Exzellenzinitiative“ genannten – Wettbewerb des Bundes und der Länder werden zum heutigen Ende der Antragsfrist fast 200 Anträge für Forschungscluster erwartet. Diese Antragsskizzen – darunter zahlreiche auf Feldern, die bislang schon durch die Exzellenzinitiative gefördert wurden – sollen bis Herbst begutachtet und bei positivem Votum zur Einreichung von Vollanträgen aufgefordert werden. Die Entscheidung über die Förderung von ca. 45 bis 50 Exzellenzclustern erfolgt im September 2018 – ab 2019 sollen diese Exzellenzcluster dann für sieben Jahre gefördert werden. Anschließend an die Entscheidung geht das Verfahren in die nächste Phase: Universitäten, die eine ausreichende Anzahl an Exzellenzclustern vorweisen, können im Dezember 2018 Anträge für die Förderlinie Exzellenzuniversitäten abgeben.
Forschungsstarke Friedrich-Schiller-Universität
„Forschungsstarke Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität haben ihre Expertise mit Partnern aus außeruniversitären Forschungsinstitutionen und anderen Universitäten verknüpft. Sie beantragen drei Exzellenzcluster und haben dazu entsprechende Skizzen eingereicht“, sagt Uni-Präsident Prof. Dr. Walter Rosenthal.
„Balance of the Microverse“
Die FSU stellt den Antrag „Balance of the Microverse“. Dabei werden die Stärken aus den Jenaer Forschungsschwerpunkten „Life“ und „Light“ gebündelt. Der beantragte Microverse-Cluster „Gleichgewicht im Mikrokosmos“ baut auf der seit 2007 bestehenden Jenaer Exzellenz-Graduiertenschule für mikrobielle Kommunikation auf und adressiert wichtige wissenschaftliche, aber zugleich auch gesellschaftlich drängende Fragen wie die Bekämpfung von Infektionskrankheiten, die Gesunderhaltung der Umwelt, eine nachhaltige Landwirtschaft oder ein stabiles Klima. Der vorgeschlagene Cluster basiert auf der Jenaer Expertise in Mikrobiologie, Infektionsbiologie, Chemischer Biologie, Bio-Geo-Interaktionen und Systembiologie und integriert Optik/Photonik und Materialwissenschaften. Der Cluster vereint unter dem Dach der Friedrich-Schiller-Universität neben drei Sonderforschungsbereichen auch Beiträge von acht Jenaer außeruniversitären Forschungsinstituten. Neben exzellenter Grundlagenforschung hat der Microverse-Cluster zum Ziel, neue Lösungen für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten und die Gesunderhaltung der Umwelt zu entwickeln.
„Enlightening the Receptome: From Biophysics to Clinical Applications“
Ein weiterer Antrag aus dem medizinischen Bereich wird gemeinsam mit der Universität Würzburg eingereicht. Er erweitert die erfolgreiche Kooperation, die im Sonderforschungsbereich „ReceptorLight: Hochleistungs-Lichtmikroskopie zur Aufklärung der Funktionen von Membranrezeptoren“ deutlich wurde. Beim Clusterantrag „Enlightening the Receptome: From Biophysics to Clinical Applications“ geht es um das „Rezeptom“, also die Summe aller Rezeptormoleküle eines Organismus. Das Rezeptom macht mehr als 5 % seiner bekannten Proteine aus und bietet eine Vielzahl therapeutischer Anwendungsmöglichkeiten. Um das Rezeptom in seiner Vielfalt systematisch aufzuklären und für die Behandlung von Krankheiten nutzbar zu machen, werden die Universitäten Würzburg und Jena sowie zwei weitere Jenaer Forschungsinstitute ihre besondere Expertise in der Rezeptorforschung bündeln. Die pharmakologische Nutzung von Rezeptoren, die auf einer hochspezifischen Wechselwirkung zwischen Liganden und Rezeptoren beruht, ist eines der erfolgreichsten Konzepte aktueller biomedizinischer Forschung.
„Dialectics of the Global“
Die Geistes- und Sozialwissenschaften Mitteldeutschlands bündeln ihre Kräfte im Clusterantrag „Dialectics of the Global“. Der gemeinsame Antrag des Unibundes Halle-Jena-Leipzig, an dem auch die Uni Erfurt und weitere außeruniversitäre Institute mitwirken, zielt auf den dialektischen Umgang mit dem Phänomen Globalisierung: Es geht um das Paradox, dass immer mehr Menschen in globale Verflechtungen einbezogen und von ihnen betroffen sind, sich aber aus unterschiedlichen Motiven skeptisch gegenüber einer globalisierten Zukunft verhalten. Im Exzellenzcluster soll untersucht werden, wie verschiedene Akteure mit grenzüberschreitender Migration, Warenaustausch, Finanzflüssen und dem Transfer von Ideen umgehen und damit „das Globale“ überhaupt erst erschaffen und für sich jeweils bestimmen. Der Begriff Universalgeschichte, mit dem Schiller seine Jenaer Antrittsvorlesung überschrieb, ist ein passendes Stichwort für die umfassende Perspektive, in der der Cluster die weltweit verschiedenen Vorstellungen und Projekte der Globalisierung erforschen will.