"Als ein Standort, der zum Zeitpunkt der Antragstellung sicherlich noch nicht zu den Bioinformatikstandorten in Deutschland gerechnet wurde, hat es Jena innerhalb von drei Jahren geschafft, sich zu einem Spitzenstandort der Bioinformatik zu entwickeln", heißt es in der Einschätzung einer unabhängigen Kommission, die kürzlich sechs vom Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderte nationale Bioinformatikzentren evaluiert hat. Das Jena Centre for Bioinformatics (JCB), dem 20 Arbeitsgruppen fünf verschiedener Jenaer Forschungseinrichtungen, darunter die Universität Jena, und Forscher aus drei Unternehmen angehören, ist mit den jeweils besten Bewertungen in allen neun Kategorien aus diesem Evaluationsprozess hervorgegangen. Damit erhalten die JCB-Forschungsgruppen auch in den nächsten zwei Jahren die Fördergelder in vollem Umfang. "Darüber hinaus hat uns die Evaluationskommission nahegelegt, für drei erfolgreiche Forschungsprojekte weitere Gelder für den Förderzeitraum zu beantragen", sagt JCB-Koordinator Dr. Jürgen Sühnel vom ehemaligen Institut für Molekulare Biotechnologie (IMB), jetzt Leibniz-Institut für Altersforschung - Fritz-Lipmann-Institut (FLI). Die BMBF-Förderung ist auf fünf Jahre angelegt und endet 2006. Bis dahin werden insgesamt 7,3 Millionen Euro ans JCB geflossen sein, die beteiligten Firmen BioControl Jena GmbH, Clondiag Chip Technologies GmbH und Jenapharm GmbH & Co. KG haben zusätzlich 1,3 Millionen Eigenmittel eingebracht.
Forschungsergebnisse in ranghohen Journalen
Die Universität Jena ist mit elf Arbeitsgruppen aus drei verschiedenen Fakultäten in dem im September 2001 gegründeten JCB vertreten. In enger Zusammenarbeit mit den anderen Gruppen aus der Fachhochschule, dem Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie, dem Hans-Knöll-Institut (HKI) und dem IMB bearbeiten die Forscher interdisziplinäre Fragestellungen, die die komplizierten molekularen Kommunikationsprozesse in normalen und krankhaft veränderten Zellen betreffen. Sie haben dabei in den vergangenen zwei Jahren beachtliche Ergebnisse erreicht. Von den über 100 allein in referierten Fachzeitschriften publizierten Artikeln finden sich etliche in ranghohen Journalen wie etwa "Nature" und "Nature Genetics" wieder. "Mit etwa zwei Publikationen pro 100.000 Euro Zuwendung liegt das JCB deutlich über den anderen Zentren", ist im Evaluationsbericht nachzulesen.
Ausbildungsinitiative für Bioinformatiknachwuchs
Doch den Zentrumsmitgliedern geht es um weit mehr als nur um verstärkte Kooperationen und exzellente Forschung. So ist ein Ziel, zu dem sie sich bei der Gründung verpflichtet haben, auch die Förderung des Nachwuchses, etwa durch die Einrichtung neuer Trainingskurse. In den vergangenen Jahren wurden elf postgraduale Weiterbildungskurse organisiert und drei internationale Workshops veranstaltet. 14 Doktoranden arbeiten an JCB-Projekten, neun Diplomarbeiten sind bereits abgeschlossen worden. "Besonders die Studierenden unseres Diplomstudienganges ,Bioinformatik' profitieren von der vernetzten Kompetenz und von Vorlesungen, die von JCB-Mitgliedern aus den anderen Instituten gehalten werden", berichtet der Lehrstuhlinhaber für Bioinformatik Prof. Dr. Rolf Backofen von der Uni Jena. Auch die drei neuen Nachwuchsgruppen am Institut für Informatik der Universität, am HKI und am IMB, mit denen Expertise insbesondere im Bereich Systembiologie installiert wurde, sind Ausdruck der Aktivitäten des JCB in Lehre und Weiterbildung, die im Evaluationsprozess ebenfalls Top-Noten erhielten. Neben Forschung und Lehre waren weitere Kriterien, die bewertet wurden, die Projekttreue, die Infrastruktur, die Anwendungsorientierung, die Außendarstellung der Arbeit, die interne Vernetzung, der Technologietransfer und das Management.