Folgende Leibniz-Einrichtungen wurden evaluiert:
• Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)
• Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e.V., Bamberg (LIfBi)
• Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut e.V., Jena (FLI)
• Leibniz-Institut für Photonische Technologien e.V., Jena (IPHT)
• Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt am Main (HSFK)
• Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V. (ZZF)
Zu den Stellungnahmen des Senats der Leibniz-Gemeinschaft im Einzelnen:
1) Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW)
Das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) befasst sich mit Ökosystemen von Küsten und Randmeeren. Seit der letzten Evaluierung habe das Institut sein wissenschaftliches Profil sehr überzeugend weiterentwickelt, so der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme. Die Forschungsarbeiten seien sowohl auf den einzigartigen Naturraum Ostsee als auch auf systemübergreifende und modellorientierte globale Fragen ausgerichtet. So arbeite das IOW etwa zum Klimawandel und seinen Folgen sowie zu zunehmendem Müll und abnehmender Biodiversität in den Meeren.
Insbesondere auf der Grundlage des Monitoring-Programms zur Überwachung der Meeresumwelt der Ostsee erbringe das IOW auch im Bereich der Forschungsinfrastrukturen wichtige Leistungen. Beratungs- und Transferaufgaben würden stark nachgefragt, ihre Sichtbarkeit solle jedoch weiter erhöht werden. Das Institut verfüge über eine moderne Ausstattung und weise sehr klar nach, dass sich der Betrieb des eigenen Forschungsschiffs Elisabeth Mann Borgese wissenschaftlich lohne.
Bislang habe sich das IOW überwiegend mit der offenen See und mit dem küstennahen Festland beschäftigt. Die strategischen Planungen, das technische und methodische Spektrum zu erweitern, um auch flache Küstengewässer in die Arbeiten einzubeziehen, würden nachdrücklich befürwortet. Für die zukünftige Entwicklung des Instituts werde die ruhestandsbedingt anstehende Neubesetzung der wissenschaftlichen Leitung von besonderer Bedeutung sein.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des IOW fortzusetzen.
2) Leibniz-Institut für Bildungsverläufe e.V., Bamberg (LIfBi)
Das Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) untersucht Bildungsbiographien in Deutschland über die gesamte Lebensspanne. Gemeinsam mit 13 Partnern betreibt das Institut dazu das Nationale Bildungspanel (NEPS). Diese auch im internationalen Vergleich einzigartige Infrastruktur sei von außerordentlich hoher Bedeutung für die nationale und internationale Bildungsforschung, hebt der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner heutigen Stellungnahme hervor. Die damit verbundenen Dienste und Services seien ausgezeichnet weiterentwickelt worden.
Der Senat hält fest, dass sich die daran anschließenden Forschungs- und Transferleistungen seit Gründung des Instituts 2014 sehr positiv entwickelt hätten. Planungen für einen Ausbau der Forschungsarbeiten werden begrüßt. Ebenso würdigt der Senat die strategische Arbeitsplanung, die nun umgesetzt werden müsse, um die Profilierung des jungen Instituts voranzutreiben. In diesem Zusammenhang kritisiert der Senat, dass die Länder den Zugang zu den Daten der amtlichen Statistiken im Schulbereich für die Forschung nach wie vor einschränken.
Das LIfBi zeichne sich durch eine enge Vernetzung im nationalen Umfeld aus, so der Senat weiter. Auch verfüge es international über zahlreiche, weiter zu intensivierende Verbindungen zu einschlägigen Einrichtungen. Ebenso würdigt der Senat die Erfolge des LIfBi in der Umsetzung der Chancengleichheit am Institut, die dazu geführt hätten dass der Anteil von Wissenschaftlerinnen auf allen Hierarchiestufen bei mindestens der Hälfte liegt.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des LIfBi fortzusetzen.
3) Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut e.V., Jena (FLI)
Das Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann Institut e. V. (FLI) betreibt biomedizinische Grundlagenforschung mit dem Ziel, die molekularen Mechanismen des menschlichen Alterns sowie alternsbedingter Erkrankungen zu entschlüsseln.
Bei der letzten Evaluierung im Oktober 2016 waren die Leistungen des FLI zunächst sehr positiv bewertet worden. Allerdings stellte das Präsidium der Leibniz-Gemeinschaft dann grob fahrlässiges wissenschaftliches Fehlverhalten des damaligen Institutsdirektors fest. Darüber hinaus hatten die zuständigen Behörden aufgrund von Defiziten in der Tierhaltung Genehmigungen für Tierversuche zurückgezogen. Vor dem Hintergrund dieser kritischen Situation empfahl der Senat der Leibniz-Gemeinschaft im Juli 2017 in seiner wissenschaftspolitischen Stellungnahme, die nächste Evaluierung des FLI bereits nach drei Jahren vorzusehen. Er sah es als notwendig an, dass eine neue wissenschaftliche Leitung unverzüglich Maßnahmen einführt, die die Einhaltung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis am FLI sichern.
Als Ergebnis der nun erneut durchgeführten Evaluierung des FLI hält der Senat fest, dass das FLI überzeugend reagiert habe. Das Aufsichtsgremium habe einen hoch anerkannten und erfahrenen Wissenschaftler zum kommissarischen Direktor bestellt. Unter seiner Leitung seien mittlerweile alle Instrumente des Qualitätsmanagements überarbeitet und in einem auch international stark wahrgenommenen Compliance Management System, das auch Maßnahmen zur Sicherung des Tierwohls umfasse, zusammengeführt worden. Alle Beschäftigten hätten sich hervorragend in den organisatorischen Veränderungsprozess eingebracht. Darüber hinaus seien die wissenschaftlichen Leistungen auf einem hohen Niveau gehalten worden. Jedoch sei es bisher nicht gelungen, die bereits 2018 ausgeschriebene Position der wissenschaftlichen Leitung dauerhaft neu zu besetzen. Das sei von entscheidender Bedeutung, um die Leistungsfähigkeit des Instituts nachhaltig zu sichern. Die Stelle müsse nun wie geplant bis zum 1. Januar 2021 dauerhaft neu besetzt werden.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des FLI fortzuführen.
4) Leibniz-Institut für Photonische Technologien e.V., Jena (IPHT)
Das Leibniz-Institut für Photonische Technologien (IPHT) widmet sich der Erforschung, Entwicklung und dem Transfer von photonischen Technologien für Anwendungen in der Medizin und der Pharmazie sowie den Umweltwissenschaften und der Sicherheitstechnik.
In seiner heute veröffentlichten Stellungnahme zum IPHT hebt der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hervor, dass das Institut sich seit der Aufnahme in die gemeinsame Bund-Länder-Förderung 2014 hervorragend entwickelt habe. Die strategische Grundentscheidung, das Institut vor allem auf die Biophotonik hin auszurichten, habe sich sehr bewährt und biete auch für die kommenden Jahren eine ausgezeichnete Entwicklungsperspektive.
Die wissenschaftlichen Leistungen seien weiter gesteigert worden. Das Institut betreibe außerdem ausgezeichnete Forschungsinfrastrukturen. In diesem Zusammenhang wird auf den derzeitigen Aufbau des „Leibniz-Zentrums für Photonik in der Infektionsforschung“ (LPI) als eines von drei Projekten der Nationalen Roadmap für Forschungsinfrastrukturen hingewiesen. Positiv bewertet wird auch, dass das Institut seine Erkenntnisse sehr gut transferiere. Insbesondere die Translation in die klinische Praxis spiele am IPHT eine wichtige Rolle. Der Senat lobt die Nachwuchs- und Personalförderung des IPHT, sieht allerdings Handlungsbedarf angesichts des derzeit noch zu geringen Anteils von Wissenschaftlerinnen unter den Beschäftigten.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des IPHT fortzusetzen.
5) Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, Frankfurt am Main (HSFK)
Das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) untersucht die die Ursachen und die Austragung von Konflikten sowie Möglichkeiten, Konflikte zur lösen und zu regeln. In seiner heute veröffentlichten Stellungnahme zur HSFK hebt der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hervor, dass das Institut seit der vergangenen Evaluierung sein wissenschaftliches Konzept sehr überzeugend ausgeweitet habe. Frieden werde nun als Prozess abnehmender Gewalt, zunehmender sozialer Sicherheit und politischer Freiheit im internationalen System und in den einzelnen Gesellschaften in den Blick genommen. Der Senat begrüßt, dass die HSFK ihre disziplinäre und methodische Erweiterung künftig noch vertiefen möchte.
Der Senat beurteilt die Leistungen in der Forschung sehr positiv und hebt außerdem hervor, dass die HSFK in der Politikberatung und der Vermittlung neuer Erkenntnisse an die interessierte Öffentlichkeit bedeutende Aufgaben wahrnehme. Es sei ausgesprochen erfreulich, dass der Anteil von Wissenschaftlerinnen an der HSFK in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen und nun auf allen Hierarchieebenen nahezu ausgeglichen sei.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung der HSFK fortzusetzen.
6) Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V. (ZZF)
Die Arbeiten des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) widmen sich der deutschen und europäischen Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts. Ausgehend von seinen lange prägenden Schwerpunkten zur DDR-Geschichte und zu (post-)kommunistischen Gesellschaftssystemen sei der Fokus der Arbeiten regional und zeitlich ausgedehnt worden, so der Senat der Leibniz-Gemeinschaf in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme. Zudem habe sich das ZZF mit der Geschichte deutscher Behörden ein neues Thema erschlossen und Arbeiten in der Mediengeschichte und der Digital History gestärkt. Die Forschungsleistung des ZZF sei auch im internationalen Vergleich sehr gut, so der Senat. Insbesondere hebt er dessen innovative Online-Angebote hervor, die mittlerweile ein anerkanntes Markenzeichen des Instituts bildeten. In der Vermittlung seiner Arbeitsergebnisse erbringe das Institut herausragende Leistungen und liefere damit wichtige Impulse für die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem historischen Erbe.
Das ZZF sei äußerst anerkannt in der historischen Fachgemeinschaft. Positiv hervorgehoben wird zudem die breite Vernetzung des Instituts, die sich auch in einer noch stärkeren Internationalisierung niederschlagen könne. Als nach wie vor unbefriedigend kritisiert der Senat dagegen die Situation im Bereich der Gleichstellung der Geschlechter. Das Institut müsse die in den nächsten Jahren anstehenden personellen Veränderungen nutzen, um zügig Verbesserungen zu erreichen.
Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des ZZF fortzusetzen.
Die einzelnen Senatsstellungnahmen finden Sie im Wortlaut auch auf den Internetseiten der Leibniz-Gemeinschaft unter www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/evaluierung/